Petitionsaufruf zur K3-Umwidmung (Gastbeitrag von Tomas Schneider)

Liebe Verkehrsdenker,

wer von uns kennt sie nicht, die ach so schöne K3 zwischen Schönstadt und Bracht? Und wer, die/der dort schon mal geradelt ist, ist dort nicht schon in unangenehme Situationen mir Autofahrenden geraten, die dort durch die Kurven brettern – und wer vermeidet die K3 als Radelnder Mensch nicht inzwischen genau deshalb lieber? Zudem kennen wir alle, wie wunderbar ein „verkehrssicherer Ausbau“, so wie zwischen Bracht und Rosenthal erfolgt, den Kraftverkehr vom LKW bis zum Motorrad nicht noch weiter anzieht und beschleunigt.

Eine anderweitige sinnvolle Durchfahrts- oder Geschwindigkeitsbeschränkung der Kreisstraße verhindert unser Bundes-Straßenverkehrsgesetz. Dessen längst überfällige Anpassung (weg vom reinen KFZ-Focus, u.a. auf den Rad- und Fußverkehr und hin zu „Mobilität“) wird von vielen Verbänden gefordert. Unter unseren letzten, wie aber auch dem aktuellen Verkehrsminister Wissmann (FDP) wird das aber immer wieder wortreich aktiv verhindert.

Damit zwischen Bracht und Schönstadt nicht das Gleiche, wie nach Rosenthal passiert, sondern vielmehr eine alltagstaugliche (wie auch touristisch attraktive) Radverbindung entstehen kann, hat Marian Zachow unser stellv. Landrat von der CDU, mit Tarek Al-Wazir, unserem Grünen hessischen Verkehrsminister ein neues Modellprojekt ausgeheckt: ein „Kreis-Rad-& Wirtschaftsweg“ – auf dem das Straßenverkehrsgesetz dann nicht mehr einfach greift – und den Land und Landkreis dann entsprechend gestalten könnten. Sehr innovativ! Wir wären (wohl bundesweit Vorreiter.

Damit wären dann auch weitere Konflikte, die ein sog. „verkehrsgerechter Ausbau“ mit sich brächte gelöst: FFH-Flächen, Naturschutzflächen und private Grundstücke schließen direkt an die Straße an und müssten erst gekauft, dann umgewidmet und schließlich zerstört werden… Für Zachow und die anderen bürgerlichen Parteien, die in der Straßenverkehrs-Kommission im Landkreis (meiner Erinnerung nach sogar einstimmig) für dieses Rückbau-Projekt gestimmt haben, mag vor allem die Kostenersparnis DAS zentrale Argument gewesen sein: Der Rückbau der bestehenden gut 4km käme nach deren Schätzung (2020) gegenüber dem Ausbau nämlich schlappe 10-12 Mio. € günstiger. Im Sinne des Radverkehrs allgemein, der Sicherheit, des Natur- & Umweltschutzes oder der Verkehrswende ist mir das aber erst einmal egal.

Nun hat sich eine BI in Schönstadt und Bracht gebildet, die den  Ausbau unterstützt und fordert – und eine zweite Initiative in Bracht macht mittlerweile massiv Front dagegen. Das Dorf mit rund 850 Einwohnern scheint richtiggehend gespalten mit allem was dazugehört!

Richtig ist, dass die Strecke von der zentralen Kreuzung in Bracht über die K3 bis zur B3 in Schönstadt 5,2 km lang ist, bei einer Sperrung der K3 und Umleitung über die L3077 und die Schöne Aussicht hingegen 7,6 km zurückgelegt werden müssen. Google gibt hier einen Fahrzeitunterschied von 6 Minuten zu 8 Minuten an.

Aber genau DAS wissen halt auch alle Navis. Und genau deshalb wird sehr viel überregionaler Verkehr mitten durch den Burgwald und dann über die K3 und durch Schönstadt geleitet. Die Umwidmung der K3 würde die Strecke unattraktiver für den Durchgangsverkehr und z. B. wohl auch die Straßen nach Rosenthal wieder befahrbarer für Radfahrende machen. Diese ist zwar breiter als die K3 – aber dafür sind die Autos auch noch schneller und die z. T. doppelten Leitplanken würden sogar ein Ausweichen extrem erschweren, wenn nicht unmöglich machen.

Mit 2,4km längeren der Umleitung des Verkehrs über die L3077- Schöne Aussicht-B3 wird dann allerdings auch kein ökologisch sensibles Gebiet unnötig durchfahren (im Tal zwischen Schönstadt und Bracht finden sich der Schwarzstorch oder auch der Uhu – und jüngst wurde erst eine Wildkatze überfahren). Es würden auch weniger Wohngebiete belastet. Ein Rückbau statt eines Ausbaus wäre möglich und damit gleichzeitig die Herstellung eines wirklich guten fahrrad-, trecker, und ggf. sogar linienbustauglichen Verkehrsweges in den Burgwald.

Für die gut ausgebaute B3 wird zudem ohnehin ein starker Rückgang des Verkehrs erwartet, sobald die A49 bis Stadtallendorf (vermutlich in 2024/25) fertig sein wird. Das wäre dann der späteste Zeitpunkt für die Umwidmung der K3. Auch die neue Rennstrecke der Ortsumgehungen Lahntal-Wetter-Münchhausen für den Verkehr Richtung Frankenberg ist dann planmäßig fertig. Allerdings: laut Navi bliebe die Verbindung von FKB nach MR über die besagte K3 mit 32 km gegenüber 36km die kürzeste und noch dazu weil „blitzerfrei“(!) schnellste Strecke… Die Navis sind da konsequent…

Beide Inis sammeln Unterschriften – und man ahnt nach dem was ich oben geschrieben habe: ich werbe für die der Umwidmung der K3!

Wenn Ihr den Argumenten folgen möchtet (mehr gibt es auf der Petitionsseite) dann würde ich mich freuen, wenn Ihr die Petition unterschreibt und weiterverbreitet.

Das Ganze drängt, weil die „Freie Fahrt für freie Bürger Fraktion“ aus Bracht mächtig Stimmung und Druck gegenüber den Volksparteien aufbaut und alle Sorge haben, dass diese dann Zachow zum Umkippen bewegen. Der hat schon eingeladen zu einer Art Moderationstermin. Deshalb:

https://www.openpetition.de/petition/online/l-i-ebenswertes-bracht-l-i-ebenswertes-schoenstadt-mehr-verkehrssicherheit-fuer-alle

Dort gibt es dann auch nochmal Pro & Contra Argumente.

    Grüne Grüße von der Lahn

    Tomas Schneider

    Fraktion Bündnis `90 / DIE GRÜNEN
    im Kreistag Marburg-Biedenkopf

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