Der abgehängte Radweg

Der Lückenschluss zwischen dem Radweg Amönau und der Ortslage Wetter entwickelt sich zunehmend zur Farce.

Vorgeschichte

Seit spätestens 2020 ist bekannt, dass dieser Lückenschluss in der Baulast der Stadt Wetter liegen wird.

In Form einer Einwohnerfragen haben wir am 13. September 2022 darauf aufmerksam gemacht, dass der Radweg zwischen Amönau und Wetter bald von Hessen Mobil fertigstellt wird und für die Stadt Wetter hier Handlungsbedarf entsteht.

Ein Jahr später am 03.07.2023 hatte Bürgermeister Spanka in der Sitzung des Ausschusses für Bau und Umwelt mitgeteilt, dass diesbezüglich ein Auftrag für die Markierung von Fahrradstreifen auf der Fahrbahn vergeben sei.
In Form einer weiteren Bürgerfrage haben wir am 05.12.2023 dann darauf aufmerksam gemacht, dass es per Definition Fahrradstreifen als Radverkehrsanlage nicht gibt. Es gibt Radfahrstreifen und Schutzstreifen. Schutzstreifen sind außerorts (also im konkreten Fall) nicht zugelassen. Radfahrstreifen können im Ausnahmefall eingesetzt werden.) Außerdem haben wir auf die Gefahren für den Fußgängerverkehr hingewiesen, welche durch Fahrbahnmarkierungen für Radfahrende nicht zu lösen sind. Die Antwort des Magistrats war ernüchternd! So erklärte Herr Spanka, dass wir uns die Gefahr nur einbilden würden und dass der fußläufige Verkehr entsprechend der StVO auf der Straße entgegen der Fahrtrichtung nach Wetter laufen solle. Diese Unverschämtheit kommentieren wir an dieser Stelle nur mit einem Foto der Situation.

Er setzte aber noch Einen oben drauf und stellt den Nutzen des durch Hessen Mobil gebauten Radweges grundsätzlich in Frage: „…es gäbe ja noch den Feldweg über die Binge“. Ohne Worte!
In der Stadtverordnetenversammlung Wetter am 30.04.2024 fragte der Stadtverordnete Althaus unter Hinweis auf den Antrag der SPD-Fraktion vom 30.06.2023 und einer Ankündigung des Bürgermeisters in der BAU-Sitzung am 09.10.2023:

Wann wird die versprochene Radwegemarkierung auf der Fahrbahn aufgebracht?
Handelt es sich dabei um den sog. „Fahrradschutzstreifen“ gemäß des Forschungsprojektes „Nationale Radverkehrsplanung, Schutzstreifen außerorts“ oder welche Art von Verkehrszeichen nach der StVO wird das sein?


Antwort des Magistrats:
Die Verwaltung ist mit Landkreis bzgl. Erarbeitung eines Konzepts in Kontakt.
Für das Aufbringen eines Fahrradschutzstreifens ist die vorhandene Fahrbahnbreite zu gering. Es kann weder eine Schutzplanke noch ein Pflanzstreifen angelegt werden. Nach Rücksprache mit einem Fachbüro wird in dem Bereich zwischen Ortsausgang und neuem Radweg nach Amönau das Aufbringen von Fahrradpiktogrammen und zusätzlichem Hinweis auf plötzlich auftauchende Fahrradfahrer durch das Verkehrszeichen VZ138 empfohlen.

Nachfrage des Stadtverordneten Nienhaus:
Ich halte fest, der versprochene Fahrradschutzstreifen kommt nicht?

Antwort des Magistrats:
Es werden Zeichen von Fahrrädern auf der Fahrbahndecke angebracht.

Anmerkung des Stadtverordneten Nienhaus:
Ich wollte nur nochmal verdeutlichen, dass das Versprochene nicht gemacht wird.

Nachfrage des Stadtverordneten Althaus:
Es ist schon interessant was wir für Verkehrskonzepte vom Landkreis Marburg-Biedenkopf für Wetter Kernstadt bekommen, wo Vorschläge vorgeschlagen werden, genau diesen Schutzstreifen einzurichten, der anscheinend nicht umsetzbar ist. Das ist eigentlich rausgeschmissenes Geld für dieses Planverkehrskonzept, was wir damals gemacht haben. Aber ich denke wir wissen alle wie wichtig die Anbindung jetzt zwischen Amönauer Straße und dem Kreisel nach Amönau ist, das wir da etwas tun müssen und dann müssen wir aktiv werden. Wir haben über eine Sammelschließanlage am Bahnhof Wetter gesprochen, welche vom Landkreis gefördert wird, gibt es hierzu ein Update?

Antwort des Magistrats:
Es ist nichts neues bekannt.

Protokoll Stadtverordnetenversammlung

Zu dem Vorschlag, des nicht näher benannten Fachbüros kommen wir später. Zunächst kann die Aussage in Bezug auf „rausgeworfenes Geld“ für das Radverkehrskonzept so nicht stehen bleiben! Die durch das Planungsbüro VAR+ im Auftrag und auf Kosten des Landkreises erstellen Maßnahmenvorschläge für die Stadt Wetter beziehen sich nämlich allesamt auf den innerörtlichen Radverkehr. Die Anbindung des besagten Radweges an das Stadtgebiet ist also gar nicht Gegenstand der Betrachtung. Für die innerörtliche Amönauer Straße schlagen die Verkehrsplaner demnach einen einseitigen Schutzstreifen bergaufwärts von der „Binge“ bis „Auf der Röthe“ vor. Auch die Prüfung bzgl. Einrichtung einer Fahrradstraße wird empfohlen. (Dies erscheint aber erscheint auf Grund der Kfz-Verkehrsmengen nicht angeraten, denn die DTV-Prognose liegt hier bei 4150 Kfz/Tag nach Fertigstellung B252 neu.)

Im Protokoll der Stadtverordnetenversammlung ist nun zu lesen, dass nach Rücksprache mit einem Fachbüro in dem Bereich zwischen Ortsausgang und neuem Radweg nach Amönau das Aufbringen von Fahrradpiktogrammen und zusätzlichem Hinweis auf plötzlich auftauchende Fahrradfahrer durch das Verkehrszeichen VZ138 empfohlen wird.
Es ist schwer vorstellbar, das dieser Vorschlag die präferierte Variante eines Fachbüros ist. Viel mehr ist zu vermuten, dass es nichts kosten darf.

Es wird behauptet, dass ein baulich getrennter Radweges bis in die Ortslage aus Mangel an Flächenverfügbarkeit nicht möglich sei.
Nun das sehen wir anders! Daher schlagen wir Maßnahmen, vor mit denen eine sichere Anbindung des Rad- und Fußverkehrs an die Ortslage Wetter realisierbar ist.

  1. Versetzen des Ortsschildes
  2. Ertüchtigung des vorhandenen Wirtschaftsweg und Verlängerung bis zum Ortsschild
  3. Baulich gestalteter Übergang vom Radweg in den Mischverkehr
  4. Bau eines Gehweges vom Ortsschild bis zur Einmündung der Gebrüder-Plitt-Straße
  5. Anordnung Tempo 30 auf der Amönauer Straße und Piktogrammkette

Die Kosten für diese Maßnahmen sind zu mindestens 75 % aller Kosten förderfähig – für finanzschwache Kommunen sogar bis 90 %.
Und damit sind alle Kosten gemeint, also auch Planungsleistungen Dritter und der benötigte Grunderwerb!

Das Ortsschild steht zur Zeit kurz vor der Einmündung der Gebrüder-Plitt-Straße. Rechtlich ist es möglich dieses bis an den Rand der Bebauungslage zu versetzen. Schon bei einer einseitigen Bebauung ist dies zulässig. Der bereits vorhandene Wirtschaftsweg kann ertüchtigt werden.
Somit müssten nur etwa 100 Meter neuer Radweg gebaut werden und das ganz ohne schwierige Geländeverläufe.
Der reine Fussweg bis zur Gebrüder-Plitt-Straße benötigt deutliche weniger Platz als ein kombinierter Rad- und Fußweg.

Screenshot – GIS Landkreis Marburg-Biedenkopf (bearbeitet)

Der Übergang zwischen Radweg und Mischverkehr sollte sich an den „Musterlösungen für Radverbindungen des Landes Hessen“ orientieren.
(Damit die Maßnahme förderfähig ist, muss er dass sogar.) Anwendbar ist die Musterlösung „Übergang von außerorts gemeinsam geführten Geh-/Radwegen in den Zweirichtungsverkehr in Mischverkehrsführung innerorts“

Nicht geeignet ist folgende Musterlösung „Überführung eines Einrichtungsradweges in einen Schutzstreifen oder in den Mischverkehr“ da wir einen Zweirichtungsradweg haben.

Die Anordnung von Tempo 30 auf der Amönauer Straße empfiehlt sich auch aufgrund der Stellungnahme der Straßenverkehrsbehörde zum Radverkehrskonzept. Dort heißt es „Die Sicherheit Radfahrender ist nur unter der Voraussetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h gegeben.“

Frühere Versuche der Aktionsgemeinschaft „Wetter ist uns wichtig“. dort ein Tempolimit zu erreichen sind damals an der Klassifizierung der Straße gescheitert. Nun ist sie Gemeindestraße und übrigens: Für Tempo 30 benötigt man kein Verkehrskonzept! Bliebe noch die Notwendigkeit, diese Verkehrsbeschränkung auch durchzusetzen.
Da haben wir ein Problem, denn die Schaffung der technischen Voraussetzungen für eine effektive Geschwindigkeitsüberwachung wurde im Februar 2020 geschlossen durch das Wetteraner Stadtparlament abgewählt. Dokumentiert ist dies in unserem Beitrag „Smiley statt Knolle“.

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