Zeichen gegen das Recht des Stärkeren im Straßenverkehr

„Hätte er den Weg durch den Wald genommen, anstatt auf der Straße zu fahren wäre das nicht passiert.“


Solche Aussagen von verständnislosen Passanten der gestrigen Deutschlandweiten Gedenkfahrten können stellvertretend gesehen werden, für das, wogegen Andreas Mandalka alias „Natenom“ gekämpft hat: Nämlich, dass der Radverkehr nach dem Recht des Stärkeren an den Rand gedrängt wird.
Frei nach dem Motto „Wenn du in meinen Verkehrsraum eindringst, musst du damit rechnen getötet oder verletzt zu werden, also bleib lieber weg!“
So war man sich bei der Gedenkveranstaltung in Marburg einig, dass man als Radverkehr sichtbar bleiben muss und sich nicht auf Feldwege und Nebenstraßen zurückdrängen lassen sollte. Nach einer kurzen Ansprache durch Oliver wurde das offene Mikrofon genutzt, um hauptsächlich über eigene Erfahrungen mit Gefährdung und Nötigung im Straßenverkehr zu berichten.
Beispielsweise berichtete Sven Hoffmann von seinen Erfahrungen auf der Landesstraße 3092 zwischen Caldern und Görzhäuser Hof. Dort wird er auf seinem Liegedreirad regelmäßig angehupt. Auf Grund eines Handicaps ist er auf diesen Fahrradtyp angewiesen.
Nach einer Schweigeminute, starteten die Anwesenden dann eine Critical Mass Tour durch die Stadt.


Die große Deutschlandweite Anteilname am Tod des Fahrradaktivisten zeigt, dass sich der Aufbau von ordentlicher Radverkehrsinfrastruktur und das Durchsetzen von Verkehrsregeln sich nicht bloß durch das Ziel „Erhöhung des Radverkehrsanteils“ gebietet, sondern durch Daseinsvorsorge und der Notwendigkeit schwächere Verkehrsteilnehmer zu schützen.
Und somit ist dies auch keine freiwillige Leistung von Kommunen, Land und Bund, sondern eine Pflicht!

So lange dies nicht geschieht, müssen wir weiter Ghostbikes aufstellen und um Verkehrsopfer trauern.
In OpenStreetMap könnt ihr sehen, wie viele solcher Mahnmale bereits aufgestellt wurden
Nicht überall bleiben diese weißen Fahrräder stehen.
In der Marburger Bahnhofstraße z. B. wurde ein Ghostbike nach einigem „Behörden-Hick-Hack“ entfernt.
An der Landesstraße zwischen Amönau und Wetter stand auch mal eines – genau dort, wo 15 Jahre nach dem Unfall ein neuer Radweg am Kreisel weit vor Wetter endet! Diese Lücke bis nach Wetter zeigt einmal mehr, welche Priorität die Radverkehrsprojekte in der Kommunalverwaltung bisher gespielt haben.
Das dürfte sich hier durch den anstehenden Amtswechsel hoffentlich bald ändern!

Ein Gedanke zu „Zeichen gegen das Recht des Stärkeren im Straßenverkehr

  • 12. Februar 2024 um 19:04
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    Die Gedenkstelle bei Pforzheim mit Kerzen und Blumen wurde innerhalb von nicht einmal 24h nach Abstellen des weißen Ghostbikes von Unbekannten verwüstet.

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