Nachruf auf Andreas Mandalka

Mit diesem Text will ich Natenom, so nannte er sich selbst im Internet, auf dieser Mobilitätsplattform gedenken, da sowohl sein persönliches Engagement sich sehr stark mit der Fortbewegung auf dem Fahrrad beschäftigte und in tragischer Weise auch sein Abschied damit zu tun hat.

Schon früh auf Twitter habe ich seine Berichte verfolgt, wie er von seinen Begebenheiten auf den Straßen rund um Pforzheim berichtet hat. Vieles von dem kannte ich auch aus meinem Alltag auf dem Fahrrad. Aber besonders eindrücklich für mich war sein Umgang mit den als gefährlich empfundenen Situationen – er beließ es nicht dabei sondern versuchte den Dialog mit den Lenkern der Kraftfahrzeuge zu finden, die ihn ohne ausreichenden Abstand überholten oder wendte sich an die Unternehmen, für die diese unterwegs waren. Immer mit dem Ziel aufzuklären, ein Bewußtsein dafür zu schaffen sich mit gegenseitigem Respekt zu begegnen. Das traf nicht unbedingt auf Gegenliebe, unvergessen seine Ruhe mit der er auch wiederholte Anfeindungen von den gleichen Menschen in ihren Autos über sich ergehen lies, um sie dann doch irgendwo einmal unter vier Augen zu treffen und mehr zu erfahren darüber, was der Grund für das aufbrausende und gefährdene Verhalten sein könnte.

Über diese Begegebenheiten schrieb er auf seinem Blog und auf Twitter, später auf Mastodon, als viele den Mikrobloggingdienst verliessen. Dort stelle er auch seine Kurzvideos ein, in denen sich Situationen nahezu hautnah verfolgen liessen, die niemanden auf seinem Fahrrad zu wünschen sind. Das hat inspiriert auch selbst Aufnahmen zu machen und den Effekt sich diesen Momenten zu stellen und näher zu beleuchten was da eigenlich passiert. Oft ist es ja nicht der zu geringe Abstand alleine beim Überholt werden, da kommen Kurven hinzu, Entgegenkommende und Folgende und/oder schlechte Sicht. Eine innere Stimme ruft sofort, hier muß sich etwas ändern, aber was? Auch darauf hatte Natenom die naheliegenden Antworten, sei es mit selbstgebauten Abstandshaltern (z. B. der berühmten Poolnudel) oder schlicht mit dem Melden gefährdender Begegnungen bei den entsprechenden Stellen. Aber auch den Einsatz eines Gerätes aus dem OpenSensor-Projekt nahm er vor um objektive Meßergebnisse von den aufgetretenen Seitenabständen zu erhalten.

Das besonders Seltsame und Traurige, vor allem aus jetziger Sicht, an dem was Natenom in seinen Berichten schilderte, was einem aber als selbst betroffene Person nicht besonders wundern mag, war die Ablehnung und Ignoranz auf die er trotz seiner besonnen Vorgehensweise traf. Es gab Schutzbeamte, die ihn auf der Straße abfingen, um ihm die Unterlassung beim Einsatz von Abstandhaltern nahezulegen. Antworten aus Behörden, die gefährliche Überholmanöver als Bagatellvorgehen einstuften, bei denen unter 35 € der Aufwand der Ermittlungen als zu hoch angesehen wurde um sie zu ahnden. Trotz dieser Erlebnisse und direkten Beschimpfungen aus fahrenden Autos ausgesetzt, lies Natenom es sich nicht nehmen weiter mit dem Fahrrad seine täglichen Wege zu bestreiten auch wenn die örtliche Verkehrsinfrastuktur für die Fortbewegung auf dem Rad wie vielerorts nur als mäßig beschrieben werden kann. Stattdessen ging er anderen Unternehmungen unterwegs nach, vom Erstellen schöner Landschaftsimpression bis zum Befreien der Gegend von achtlos weggeworfenen Dingen und schrieb darüber in seinem Blog.

Am Dienstagabend, des 30. Januars 2024 wurde Andreas Mandalka aka Natenom auf der Nachhausefahrt zwischen Neuhausen und Schellbronn in Baden-Württemberg auf seinem Fahrrad von einem Auto von hinten erfasst und durch die Luft geschleudert. Er verstarb noch am Unfallort.

2 Gedanken zu „Nachruf auf Andreas Mandalka

  • 6. Februar 2024 um 8:28
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    Das ist wirklich tragisch und auch sehr verstörend!
    In der Tat kennt man als fahrradaktiver Mensch die von Natenom geschilderten Situationen auf der Straße.
    Mindestens genauso bekannt sind mir aber auch die beschriebene Ignoranz und Willkür der Behörden, wenn es darum geht auf Missstände zu reagieren.
    Einiges dazu findet sich auch hier im Blog.
    Mich motiviert das, an diesen Stellen noch deutlich mehr Druck aufzubauen.
    Es ist eben verhältnismäßig eine Verkehrsbeschränkung zu erlassen, um Verkehrsteilnehmer zu schützen.
    Auch dann, wenn es nicht auf die Akzeptanz aller stößt und auch dann, wenn man sich als Behörde vor einer Klage fürchtet.
    Und es ist auch verhältnismäßig einen Feld -oder Waldweg zu asphaltieren um die Verkehrsarten voneinander zu entflechten.
    Die Spielräume sind jetzt schon vorhanden.
    Leider sind wir in diesem Bereich in den letzten Jahren kein Stück vorangekommen!
    Oft immer noch deshalb, weil Radverkehr nicht als ernstzunehmende alternative Mobilitätsform anerkannt wird!

    PS: Es ist übrigens eine Forderung auf Herausgabe vom Informationen zum dort erwähnten Waldweg zwischen Neuhausen und Schellbronn anhängig.
    https://fragdenstaat.de/anfrage/strassenakte-der-l574-zwischen-neuhausen-und-schellbronn/

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